Schwarze Kunst
Konzepte zur Politik und Identität
Ort(e):
NGBK, Tempelhofer Ufer 22
Künstler_innen
Hilton Als, Stan Douglas, Lyle Ashton Harris, Gary Simmons, Lorna Simpson, Darryl Turner, Carrie Mae Weems
Arbeitsgruppe RealismusStudio
Christin Lahr, Maria Ocón, Udo Ropohl, Barbara Straka, Frank Wagner, Ingrid Wagner-Kantuser
Aus der Publikation (Frank Wagner):
Eine Ausstellung unter diesem Titel zusammenzustellen, ist ein schwieriges Unterfangen, weil es die Gefahr der Marginalisierung, denen die Künstler entgehen wollen und auf die sie in ihren künstlerischen Produkten hinweisen und sich auseinandersetzen, fortschreibt. Dennoch eine solche Zusammenstellung zu wagen, geht von dem Standpunkt aus, daß sich die gesamte kritische Weltsicht in verschiedenen Positionen aufsplittert und nur das Erkennen der Marginalisierungstendenzen und das Aufsuchen einer solchen dezidierten Außenseiterposition noch Möglichkeiten der Mobilisierung von kritischem Potential zur Veränderung erschließt.
Pressestimmen
Berliner Zeitung, 03.01.1992 (Elke Melkus)
“Eine Ausstellung nur mit schwarzen Künstlern scheint ein Anachronismus zu sein, erinnert sie doch an die Zeit, als es Austellungen gab unter dem Motto: Kunst von Frauen. Einordnungen und Zuweisungen solcher Art zeugen oft von Hilflosigkeit. In diesem Fall haben die Macher vom RealismusStudio der Neuen Gesellschaft für Bildende Kunst den Anspruch, den Blick zu schärfen für die Belange der Schwarzen in Amerika, denn trotz Liberalisierung und der ‘Black Panther-Bewegung’ gibt es dort bekanntermaßen noch immer Diskriminierungen. […] Der Ausstellungseingang ist markiert mit einem schwarzen, breiten Pinselstrich, der quer über den Durchgang von links oben nach rechts unten verläuft: Der Besucher hat das Gefühl, er unterläuft die Zensur – ein makabrer Beginn. Doch was ist normal bei einer Ausstellung, die Kunst schwarzer Künstler in einer ‘Sonder’-Schau zeigt? Eine erneute Ghettoisierung im Kunstbetrieb?”
Der Tagesspiegel, 08.01.1992 (Sabine Vogel)
“Formen der Diskriminierung zum Auswahlkriterium zu machen – Stichwort ‘Frauen-, Ausländer-, Behinderten-, N[…]bonus’ - ist freilich heikel. Um einer erneuten Gettoisierung keinen Vorschub zu leisten, lehnte etwa Renee Green die Teilnahme ab. Ihre ‘Untersuchung der Geschichte der Expedition weißer Forscher und die ironische Dekonstruktion von Identitäten’ bleibt uns vorenthalten, wiewohl sie ‘die Diskussion’ sicherlich bereichert hätte.
Jeder Künstler ist eine Minderheit. Daß mehr als ein klassischer Kuratoren-Einfall daraus wird, liegt an der formalen und inhaltlichen Konzeption der Beiträge. Die Marginalisierung selber wird zum Thema.”