Voll aufs Auge – Ernst Volland stellt aus
NGBK RealismusStudio / 16
Ort(e):
An Werbeflächen an der Gedächtniskirche zwischen Kurfürstendamm und Kantstraße
Künstler_innen
Ernst Volland
Arbeitsgruppe RealismusStudio
Valdis J. Āboliņš, Dieter Herrmann, Christa Kirchner, Udo Ropohl, Barbara Straka, Ernst Volland
Standort:
Werbeflächen an der Gedächtniskirche zwischen Kurfürstendamm und Kantstraße
Die Straßenausstellung wurde am 11.8., also nach 12 Tagen, durch eine Polizeiaktion beschlagnahmt und teilweise zerstört. Um die Vorgänge zu dokumentieren, findet vom 7.12.1981 bis 29.1.1982 in den Räumen der NGBK, Hardenbergstraße 9, eine Ausstellung “Polizeit zerstört Kunst - der Fall Volland/ NGBK” statt.
Aus der Pressemitteilung:
Volland, geboren 1946, lebt und arbeitet seit 1956 in Berlin. Vor allem seine Fotomontagen, die seit etwa Anfang der 70er Jahre nach einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Dadaismus und der Tradition des politischen Plakats, insbesondere John Heartfields entstanden, sind Beispiel einer kritischen, politisch engagierten Kunst, die sich einer direkten Stellungnahme zu gesellschaftlichen Problemen, innen- und außenpolitischen Ereignissen nicht entzieht, sondern sie als ständige Herausforderung begreift. Plakate zu Themen wie Berufsverbote, Neonazismus, Verjährung von NS-Verbrechen oder Aufrüstung, die Volland in den letzten Jahren bearbeitete, stellen ihrerseits eine außerordentliche Herausforderung an die Öffentlichkeit dar, wie die Rezeption zeigt: in über 50 Fällen wurden Vollands Arbeiten beschlagnahmt, zerstört, zensiert, erhält er Ausstellungsverbot oder Strafanzeige, wie im jüngsten Fall, der satirischen Umsetzung der Jägermeister-Reklame: ‘Ich trinke Jägermeister, weil mein Dealer zur Zeit im Knast sitzt’.
Um die Arbeiten einer größeren Öffentlichkeit als einem kunstinteressierten Publikum zugänglich zu machen, wurden für die Straßenausstellung Plakatflächen an der Gedächtniskirche angemietet, die üblicherweise für Werbezwecke genutzt werden. Im Zusammenhang mit den Plakatierungs-Aktionen des Düsseldorfer Künstlers Manfred Spiess oder des Berliner ‘Netzwerks’ wird damit erneut ein Versuch unternommen, das öffentliche Medium der Plakatgroßfläche alternativ zu nutzen. Reaktionen werden nicht ausbleiben: parallel zur Ausstellung wird daher eine Dokumentation zur Rezeption politischer Plakatkunst heute von der Arbeitsgruppe Realismusstudio erarbeitet (Fotos, Interviews mit Passanten, öffentliche Stellungnahmen etc.), die im Oktober in den Ausstellungsräumen der NEUEN GESELLSCHAFT FÜR BILDENDE KUNST, Hardenbergstraße 9, 1 Berlin 12, gezeigt wird.